Romanschreiben 07 – Überarbeiten

(*Der Beitrag beruht auf eigenen Erfahrungen und Vorschlägen. Keine Haftung.)

Liebe*r Leser*in,

Nach einer kurzen Sommerpause ist es endlich wieder so weit. Die Blogreihe »Wie schreibe ich einen Roman?« geht weiter. Im siebten Teil wenden wir uns dabei dem nächsten Schritt zu, nämlich dem »Überarbeiten« deiner Geschichte.

Die Inhalte lauten heute:

Überarbeiten: bedeutet was?

Laut Duden bedeutet der Begriff “überarbeiten” nichts anderes, als etwas bis ans Ende durchzugehen und es dabei laufend zu ergänzen bzw. zu verändern, sodass etwas völlig Neues entsteht.*

Du hast deine Geschichte nun also aufgeschrieben. Glückwunsch!

Wenn du jetzt allerdings glaubst, sie bereits auf die Welt loslassen zu können, muss ich dich bitter enttäuschen. Denn im Moment gleicht sie einer Rohfassung, die du dir noch mehrmals zur Brust nehmen und aufpolieren musst, bis du sie an Dritte oder ins SB weitergeben kannst.

Überarbeiten: wozu eigentlich?

Warum aber solltest du deine Geschichte überarbeiten?

Am Besten illustriere ich es anhand eines Beispiels:

Und genau so verhält es sich mit deinem Roman. Während dem Schreiben ist dir viel durch den Kopf gegangen. Es wäre demnach nicht verwunderlich, wenn dir dabei kleine Fehler unterlaufen sind. Damit meine ich nicht nur Wiederholungen, Einsatz zu vieler Adjektive, falsche Satzstellung oder Details, die du vergessen hast hinzuzufügen, damit die Geschichte einen Sinn ergibt.

Nein, ich spreche auch von Rechtschreib- oder Tippfehlern, den Einsatz falscher Zeitformen, inhaltliche Schwächen (der Grund warum etwas passiert ist, ist für die Leser*innen nicht nachvollziehbar) oder sogenannte Logikfehler (du irrst dich z.B. im Datum oder der Uhrzeit, etc.).

Genau aus den genannten Gründen, ist das Überarbeiten für einen Autor/eine Autorin derart wichtig. Denn erst wenn man sich die Geschichte direkt vor Augen führt, erkennt man ihre Schwächen und kann sie ausmerzen.

Was sollte überarbeitet werden?

Du siehst, es muss eine ganze Menge in deiner Geschichte geprüft und überarbeitet werden. Hier habe ich die wichtigsten Punkten zusammengefasst, auf die du unbedingt achten solltest, bevor du dein Manuskript weitergibst. Schließlich willst du doch nicht unprofessionell wirken, oder?

– Rechtschreibung und Grammatik

Damit gleich zum offensichtlichsten Punkt: schalt unbedingt die Rechtschreibprüfung deines Schreibprogramms ein und verwende im Zweifelsfall ein Wörterbuch! Nichts ist schlimmer, als allzu deutliche Rechtschreib- oder Grammatikfehler.

Zu den beliebtesten Fehler, die ich schon seit Schulzeiten regelmäßig produziere, gehören unter anderem:

  • nähmlich –> statt nämlich
  • tod –> statt tot
  • seid –> statt seit
  • Ergebniss –> statt Ergebnis
  • brilliant –> statt brillant
  • immernoch –> statt immer noch
  • rauh –> statt rau
  • übrigends –> statt übrigens

– Satzstellung

Du kennst das sicher, manchmal fällt es einem schwer, sich kurz zu fassen bzw. etwas auf unkomplizierte Art und Weise zu erklären. In solchen Fällen entstehen sogenannte “Schachtelsätze”. Also Sätze, die sich über mehrere Zeilen erstrecken und keine klare Aussage haben.

Das ist nicht weiter tragisch, denn dafür überarbeiten wir ja unsere Rohfassung!

Es sollte dir nicht schwer fallen, solche Sätze durch andere, elegantere zu ersetzen. Manchmal braucht man eben einen ruhigen Moment, abseits des Schreibstresses, um zum sprichwörtlichen Punkt einer Aussage zu kommen.

– Inhalt bzw. Logikfehler

Kleine inhaltliche Patzer sowie Logikfehler sind nur allzu natürlich im Schreibprozess. Immerhin setzt niemand von uns sich hin und schreibt seine Geschichte von Anfang bis zum Ende nieder, ohne zu unterbrechen.

Im Gegenteil!

Unterbrechungen stehen im Schreibprozess an der Tagesordnung. Zum einen, weil unsere Konzentration begrenzt ist (mehr als 2,5 Stunden am Stück halte ich z.B. nicht durch), zum anderen, weil unser Alltag (Job, Familie, etc.) es nicht anders zulässt.

Dabei kann es jedoch passieren, dass Fehler, wie Wortwiederholungen, die sinnlose Häufung bestimmter Verhaltensmuster deiner Figuren oder Abschweifungen, entstehen, die es zu korrigieren gilt.

Wie soll überarbeitet werden?

Im Grunde gibt es hierfür wohl viele Lösungsansätze – also weder richtig noch falsch. Für mich persönlich haben sich bei der Überarbeitung jedoch drei Schritte herauskristallisiert, die ich euch nun vorstellen möchte:

Schritt 1 – Abstand nehmen

Nachdem du das letzte Wort deiner Geschichte geschrieben hast, lehn dich erst einmal zurück und nimm Abstand. Leg dein Manuskript für ein paar Tage bzw. Wochen zur Seite, bevor du mit dem Überarbeiten beginnst. Sei stolz auf das, was du geleistet hat und genieße die damit verbundene Glücksgefühle.

Der Abstand hat aber noch einen anderen Hintergrund. Nämlich den, dass du während dem Schreiben deinem Text “sehr nahe” gekommen bist und dir der Blick, auf das große Ganze fehlt. Fehler zu entdecken ist dann fast unmöglich. Halte also lieber ein bisschen inne und gehe dann mit freier Sicht ans Werk.

Schritt 2 – Kapitelanalyse

Ich beginne ganz klassisch mit einer Kapitelanalyse. Dabei nehme ich mir jedes Kapitel einzeln vor, lese in es in einem Durchgang und achte dabei auf Stil, Story und Figurenentwicklung.

Besonders Konzentration richte ich außerdem auf den Satzbau, Grammatik, Rechtschreibfehler und inhaltliche Schwächen. Ich ergänze fehlende Passagen, hübsche andere auf und baue sie aus oder streiche sie komplett weg. Wenn ich mir denke: “Hm, das könnte hier gut passen.”, füge ich es hinzu. Das dauert und man kommt nur langsam voran, trotzdem ist es notwendig.

Schritt 3 – lies das Buch

Es folgt der letzte Schritt, in welchem ich das ganze Buch das erste Mal komplett durchlese.

Bin ich damit zufrieden, drucke ich das Werk aus und beginne einen zweiten Durchgang der Korrektur. Am Ende übernehme ich dann alle Änderungen im Computer.

Schon als Schülerin und auch später als Studentin habe ich es immer vorgezogen, meine Texte vor der Abgabe einmal für mich auszudrucken und auf dem Papier zu korrigieren, da ich dabei auf Fehler aufmerksam wurde, die ich auf dem Bildschirm nie gesehen hätte. Warum das genau so ist, kann ich nicht sagen. Vermute aber, dass es unter anderem am ” künstlichen Licht” liegt, welches der Computermonitor ausstrahlt und das mein Gehirn mit der Zeit so anstrengt, dass ich müde werde, wodurch die Zeilen vor meinen Augen verschwimmen.

Im Anschluss lese ich die Geschichte ein drittes und letztes Mal.

Danach ist es vollbracht – die Überarbeitungsphase ist abgeschlossen.

Was kommt nach dem Schreiben?

Die Überarbeitungsphase ist erst einmal abgeschlossen. Erst einmal? Gibt es etwa noch einen 2. Durchgang? Selbstverständlich, nämlich wenn das Manuskript von anderen testgelesen und beurteilt wurde. Mehr dazu das nächste Mal, wenn wir uns dem Thema »Testleser*innen« widmen.

Da ich im Juli und August Urlaub machen werde, folgt der nächste Beitrag erst am ❗15.11.2023❗.

Bis bald – alles liebe und bleibt gesund!

Eure Kerstin

© K.ST.

Quellen:

Nova MD, Mein Buchplaner – Der All-In-One Planer, Nova Md, Tschechien 2020.

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