(*Der Beitrag beruht auf eigenen Erfahrungen und Vorschlägen. Keine Haftung.)
Liebe*r Leser*in,
Willkommen zum vierten Teil der Blogreihe »Wie schreibe ich einen Roman?« Diesmal handelt der Beitrag von den »Figuren«, dem wesentlichen Punkt, durch den eine Geschichte erst lebendig wird. Je origineller und genauer sie ausgearbeitet sind, desto höher steigt ihr Wiederkennungswert, der die Leser*innen letztendlich dazu bringt, auch dein nächstes Buch zu kaufen. Aus diesem Grund sollte man der Figurenentwicklung lieber mehr Zeit widmen, als sie schnell-schnell abzuhandeln.
Die Inhalte lauten heute:
- Wie sollte eine ideale Figur sein?
- Nächster Schritt Figurenentwicklung
- Was kommt nach den Figuren bzw. der Figurenentwicklung?
Wie sollte eine ideale Figur sein?
Darüber, wie die ideale Figur aussehen soll, sind ganze Bücher verfasst worden. Während für die einen die Tiefgründigkeit im Vordergrund steht, die zeigt, dass die Figur schon einen reichen Erfahrungsschatz hat und weiß, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist, ist für andere die Einfachheit wichtiger, die zumeist mit einer höheren Lernbereitschaft und großem Entwicklungspotenzial einhergeht.
Egal wie: sie müssen letztendlich nachvollziehbar sein!
Das bedeutet, sie müssen glaubhaft sein, sodass man sich in sie hineinversetzen und sie ins Herz zu schließen kann. Dazu müssen sie deutlich übertriebener dargestellt werden, als im echten Leben. Denn vom gewöhnlichen Alltag haben die Leser*innen genug, weshalb sie ja zu einem Roman greifen. Es gibt also nichts Schlimmeres, als wenn sie dort erst wieder auf alltägliche nullachtfünfzehn Figuren treffen.
Dabei gilt es als den größten Fauxpas, den Leser*innen von Anfang an alles mitzuteilen, was mit den Figuren zusammenhängt (all ihre Ängste, Geheimnisse, Vorlieben). Legst du hingegen nur das offen, was für die Erreichung ihres Ziels notwendig ist, entsteht von vorn herein Spannung, die gefangen hält.
Ein weiterer grober Fehler wäre es, die Figuren mit Besonderheiten oder Merkmalen zu überhäufen. Stell dir stattdessen lieber vor, es wäre ein Bühnenscheinwerfer auf sie gerichtet, der sie in den Mittelpunkt des Geschehens holt und es notwendig macht, sich für alle nachvollziehbar in wenigen Augenblicken zu erklären, damit das Publikum schnellstmöglich abgeholt und mitgerissen wird. Was uns zum nächsten Punkt bringt.
Flache oder runde Figuren?
Grundsätzlich unterscheidet man in zwei unterschiedliche Arten von Figuren, nämlich in Flache oder Runde.
Ihre jeweiligen Merkmale findest du hier:
Lerne deine Figuren kennen
Nachdem du nun weißt, wie eine ideale Figur aussehen sollte, kannst du nun direkt dazu übergehen, eine solche zu erschaffen. Dazu musst du sie allerdings erst einmal kennen lernen.
Und wie könnte man das besser, als mittels eines Lebenslaufs? Antwort: gar nicht. Egal ob auf Papier oder am Computer, mach dir eine Liste mit den wichtigsten Punkten, die es über deine Figuren zu wissen geben muss.
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Was davon und wie viel zu beantwortest, bleibt dir überlassen. Am Ende solltest du jedoch eine grobe Biographie zu deiner Figur entwickelt haben, die dir ihre wichtigsten Punkte und/oder Handlungsweisen vor Augen führt. Du musst sie aber keinesfalls vollständig im Roman offenlegen. Andeutungen oder kurze Rückblenden sind natürlich in Ordnung.
Nächster Schritt Figurenentwicklung
So, du hast nun eine Biographie für deine Figuren entwickelt. Im nächsten Schritt, musst du sie weiterentwickeln, ihnen Tiefe und Entwicklungsmöglichkeit geben, sodass die Leser*innen sich in ihnen wiedererkennen und sie sympathisch finden. Besonders auf die Hauptfiguren, auch unter dem Begriff Protagonisten* bekannt, muss dies zutreffen. Denn sie treiben deine Geschichte voran.
Ein bevorzugtes Mittel der Figurenentwicklung ist es, die Hauptfiguren durch die Hölle gehen zu lassen. Erst wenn sie auf ihren Weg zum Ziel Leid erfahren, ihre Stärken/Schwächen zeigen, physische, wie psychische Verletzungen aufweisen und Schranken überwinden, entsteht Spannung und damit der Hauptgrund, warum Leser*innen deine Geschichte weiterverfolgen.
Vergiss bloß nie, dass sie ihre Handlungen dabei immer nachvollziehbar bleiben müssen! Wenn niemand ihre Beweggründe versteht, wird sich ihnen auch niemand verbunden fühlen.
Während sie den Weg zum Ziel beschreiten, lernen nicht nur die Leser*innen deine Hauptfiguren besser kennen, sondern sie auch sich selbst und du sie.
Keine Heldenreise ist gleich. Genauso wenig erreichen die Figuren in ihr das Anfangs festgelegte Ziel auf die Weise, die sie sich ursprünglich vorgestellt haben. Vielmehr wandelt sich das anfängliche Ziel in ein Wunschziel, bevor am Ende die Erkenntnis kommt, dass das, was man will, nicht immer das ist, was man braucht. Solange sich die Figur authentisch entwickelt, also so, wie es ihr möglich und für sie wahrscheinlich ist und nicht auf völlig abstruse Weise, ist alles in Ordnung.
Damit die Spannung erhalten bleibt, stellt man seinem Protagonisten traditionellerweise einen Gegenspieler, auch Antagonisten*1 genannt, gegenüber, der der Erreichung des Ziels im Weg steht. Dieser ist wie der Protagonist eine runde Figur, verfolgt aber eigene Motive, eben das Gegenteil dessen, was der andere will. Antagonisten müssen aber nicht zwangsläufig Personen sein, sondern können z.B. auch von Naturkatastrophen dargestellt werden oder durch eine Sucht bzw. Krankheit.
*lt. Duden eine zentrale männliche Figur, ein Vorkämpfer oder erster Schauspieler
(https://www.duden.de/rechtschreibung/Protagonist)
*1 lt. Duden ein Gegenspieler, Feind, Widersacher
(https://www.duden.de/rechtschreibung/Antagonist)
Konflikte, Konflikte, Konflikte
Die Figurenentwicklung zeigt deutlich, dass ein Roman eine durchgängige Spannung benötigt. Diese wird in Form von Konflikten hervorgerufen, die eine Geschichte erst ausmachen. Zudem sind sie schlichtweg notwendig, damit der Protagonist sich weiterentwickeln kann und eine Verbindung zu den Leser*innen entsteht. Dabei unterscheidet man grob drei Arten von Konflikten:
Zumeist kommt in einem Roman nicht nur ein Konflikt zum Tragen, sondern mehrere, die miteinander in Verbindung stehen. So kann ein Protagonist gegen einen Antagonisten kämpfen, gleichzeitig aber auch einen inneren Konflikt bewältigen müssen.
Was kommt nach den Figuren bzw. der Figurenentwicklung?
Deine Figuren sind nun ausgearbeitet und du weißt, in welche Richtung sie sich entwickeln sollen? Hervorragend! Dann fehlt jetzt nur noch die Geschichte, um die Figuren herum. Aus diesem Grund erarbeiten wir als nächstes deinen »Plott«.
Aber dazu mehr im nächsten Beitrag mehr, am ❗15.05.2023❗.
Bis bald – alles liebe und bleibt gesund!
Eure Kerstin
© K.ST.
Quellen:
Ulrike Gerstner, Write – das Buch für angehende Autor:innen, LYX-Verlag Köln 2022.
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Ein Kommentar zu “Romanschreiben 04 – Figuren”